In zahlreichen aktuellen Umfragen wird deutlich, wie gespalten die Gesellschaft ist. Die Corona-Pandemie hat die Spaltung weiter vorangetrieben und noch heftiger offenbart. Die zahlreichen Demonstrationen gegen Pandemiemaßnahmen sind nur der sichtbare Teil. (Zugang zur Bibliothek mit 3G-Regel)
Der Psychiater und Psychoanalytiker Hans-Joachim Maaz macht in seinem neuen Buch eine zu geringe innerseelische Verankerung der Demokratie dafür verantwortlich. Dass Spaltung, und nicht eine reife Form der Auseinandersetzung die politische Bühne prägt, erklärt er aus der tiefen Selbst-Entfremdung großer Teile der west- wie der ostdeutschen Bevölkerung.
Den neuen Rechtsruck hingegen hält Maaz nicht für die eigentliche Krankheit unserer Gesellschaft. Vielmehr sieht er in ihm das Symptom einer Spaltung, die tiefer reicht als die herkömmlichen Gegensätze von links und rechts, fortschrittlich und reaktionär, Ost und West, Traditionalismus und Globalismus. Nach der Lesung in der Universitätsbibliothek Ilmenau ist ein moderiertes Gespräch geplant.
Hans-Joachim Maaz wuchs in Sebnitz in Sachsen auf, studierte Medizin an der Universität Halle und wurde 1974 Facharzt für Neurologie und Psychiatrie. Von 1980 bis zu seinem Ruhestand 2008 war er Chefarzt der Psychotherapeutischen und Psychosomatischen Klinik im Evangelischen Diakonie- werk Halle. Bekannt geworden ist Maaz durch seine Tätigkeit als Autor. 1990 erschien sein Buch »Der Gefühlsstau«, in dem er die Wechselwirkungen staatlicher Repressionen in der DDR mit den psychischen Befindlichkeiten der Bevölkerung untersuchte.
In der Reihe »Zukunft – Denken« – eine Veranstaltungsreihe unseres Vereins in Kooperation mit »Freies Wort« und dem Zella-Mehliser Projekt »Aufwind«.
Das gespaltene Land – Ein Psychogramm
219 Seiten, C.H.Beck