Kein Veranstaltungsort für diese Veranstaltung definiert.

»Was sagt man zu den Menschen, wenn man traurig ist« Jasmin Tabatabai

26. Oktober 2019



»Was sagt man zu den Menschen, wenn man traurig ist« Jasmin Tabatabai

Konzert: Jasmin Tabatabai und David Klein Quartett

 

Selten zeigten sich Hörer, Presse und Fachleute so einig: Das 2011 erschienene Liederalbum »Eine Frau«, auf dem sich die Schauspielerin, Sängerin und Autorin Jasmin Tabatabai zum ersten Mal in
einem von dem Schweizer Saxofonisten, Komponisten und Arrangeur David Klein maßgeschneiderten Jazzgewand präsentierte, war eine Offenbarung. Die »Süddeutsche Zeitung« nannte Tabatabai in einem Atemzug mit Marlene Dietrich und Hildegard Knef, beim »Echo Jazz« wurde die Jazz-Newcomerin 2012 als »beste nationale Sängerin« ausgezeichnet. Fünf Jahre und an die hundert Konzerte später ist aus der prickelnden Affäre zwischen Jasmin Tabatabai und dem Jazz eindeutig mehr geworden. Dieses Verständnis ist in jedem Takt, in jedem Atemzug auf »Was sagt man zu den Menschen,  wenn man traurig ist« zu hören, dem zweiten gemeinsamen Album von Tabatabai und ihrem kongenialen Musikpartner David Klein, der unter anderem schon mit Hannelore Elsner, Xavier Naidoo, Joy Denalane oder Herbert Grönemeyer zusammenarbeitete.

Noch vielschichtiger und mutiger als beim Erstling ist die von Klein vorgenommene Stückauswahl, die diesmal einen Bogen von den 30er Jahren und Kurt Weill über englische Rock-Hymnen aus den 90ern bis hin zum französischen Chanson und einem persischen Folk-Song schlägt. Die Lieder erstrahlen nun in einem radikal anderen Licht: Klein und sein mit Olaf Polziehn (Piano), Ingmar Heller (Bass), Peter Gall (Drums) und Matthieu Michel (Trompete) hervorragend besetztes Quintett erinnert an die goldene Zeit des legendären »Blue Note« Labels und an Künstler wie Miles Davis, John Coltrane, Horace Silver oder Lee Morgan. Die zarte Zerbrechlichkeit, mit der Tabatabai den Puhdys-Klassiker »Wenn ein Mensch lebt« aus dem DDR Kultfilm »Die Legende von Paul und Paula« interpretiert, ist genau so faszinierend, wie die müde, seelenwehende Laszivität, mit der sie Kurt Tucholskys »Anna Luise« aus der »Gripsholm«- Verfilmung wiederbegegnet. Die Aktualität, die das Album trotz seiner musikalischen Zeitlosigkeit birgt, manifestiert sich deutlich an mehreren Stellen. Zuallererst natürlich im Titelstück. »Was sagt man zu den Menschen, wenn man traurig ist« stammt von Georg Kreisler, den Klein gut kannte. »Wahnsinnig zeitgemäß« findet Tabatabai die ungemein stille Abrechnung mit der Spaßgesellschaft. »In einer Gegenwart, in der sich alles zu radikalisieren scheint und in der sich jeder sofort reflexhaft gegenseitig beschimpft, würde ein bisschen mehr Zurückhaltung, ein bisschen mehr Schweigen gut
tun«, glaubt die Sängerin. Und auch »Youkali«, Kurt Weills 1934 m französischen Exil verfasstes Stück über ein utopisches Land, in dem sich jeder geachtet, geliebt und frei fühlen darf, bekommt angesichts der Flüchtlingsströme eine aktuelle Dimension. »Ich kann es nachvollziehen, dass man in ein anderes Land geht, weil man Freiheit und Menschenrechte möchte«, erklärt die in Teheran geborene Deutsch-Iranerin, die 1979 mit ihrer Familie aus dem Iran auswanderte, »genau das haben damals meine Eltern getan, damit ihre Kinder in Freiheit aufwachsen können. Alles das, was ich heute bin – Sängerin, Schauspielerin – wäre für mich nicht möglich gewesen, wenn wir im Iran geblieben wären.« Es ist ein Segen. Vor allem für den Jazz. »Was sagt man zu den Menschen, wenn man traurig ist« – Jasmin Tabatabai und David Klein finden berührende Antworten auf diese Frage. www.jasmintabatabai.com | www.davidklein.tv

 

Veranstaltungsort: CCS Suhl, »Saal Simson«


Tickets