Lesung und Gespräch mit Cornelia Scheel und Hella von Sinnen
»Meine Mutter war der Schrecken eines jeden Protokollchefs. Sie sah es überhaupt nicht ein, den ganzen Abend neben einem hochdekorierten Ziegenbocksbein-Oberunduntergeneralkriegskommandeursergeanten zu sitzen, wenn gleichzeitig eine viel mehr Spaß versprechende Künstlerin eingeladen war. Sie vertauschte die Tischkarten, und mein Vater raufte sich die verbliebenen silbernen Locken. Ich habe sie dafür geliebt und gleichzeitig bewundert.« Ärztin, alleinerziehende Mutter im konservativen Bayern der 1960er Jahre, Ehefrau des deutschen Außenministers Walter Scheel, später dann First Lady und Gründerin der Deutschen Krebshilfe – Mildred Scheel, Jahrgang 1932, war eine der einflussreichsten Frauen der deutschen Nachkriegszeit und genoss national und international hohes Ansehen. Dreimal wurde sie zur »Frau des Jahres« gekürt. Bis heute wirkt ihre Arbeit nach. So enttabuisierte Mildred Scheel das Thema Krebs und etablierte unter anderem als Erste eine Palliativstation in Deutschland. Ihre Arbeit für die Krebshilfe war unermüdlich – umso tragischer, dass sie selbst 1985 an dieser tückischen Krankheit starb. In ihrem Buch schildert Mildred Scheels Tochter Cornelia nicht nur ihre ganz persönlichen Erinnerungen, sondern auch, wie sehr ihre Mutter die Gesellschaft durch ihre Arbeit geprägt und verändert hat.
Cornelia Scheel, geboren 1963, wurde von ihrer Mutter allein erzogen. Nachdem ihre Mutter 1969 den späteren Bundespräsidenten Walter Scheel geheiratet hatte, wurde sie von diesem adoptiert und erhielt damit dessen Nachnamen. Cornelia Scheel studierte zunächst Medizin und arbeitete anschließend für die Deutsche Krebshilfe, deren Präsidentin ihre Mutter von 1979 bis zu ihrem Tod 1985 gewesen war. Cornelia Scheel lebt und arbeitet heute in Köln.
Cornelia Scheels langjährige Partnerin, Hella von Sinnen, liest aus dem Buch. Im Anschluss führt sie ein Gespräch mit Cornelia Scheel.